19. Jan 2022

Robustes Design: KNX-Systeme können Internetausfälle überstehen

Robustes Design: KNX-Systeme können Internetausfälle überstehen
Robustes Design: KNX-Systeme können Internetausfälle überstehen

Simon Buddle erklärt, dass mit ein wenig kritischem Denken in der Designphase die Auswirkungen eines Internetausfalls minimiert werden können, wenn andere Plattformen ausfallen.

Es ist viel über das 4. Versorgungsmedium (4th utility) gesagt worden - tatsächlich wird der Zugang zum Internet in den meisten Teilen des Vereinigten Königreichs als selbstverständlich betrachtet. Selbst für schwer erreichbare Orte gibt es die Möglichkeit, den SpaceX Starlink-Satellitendienst zu nutzen, der langsam in ganz Großbritannien eingeführt wird. Die Geschwindigkeiten sind von Ort zu Ort sehr unterschiedlich, aber die meisten von uns können ohne Probleme ins Internet gehen und es nutzen. Stellen Sie sich vor, Sie müssten versuchen, mit einem Einwahlmodem eine Verbindung herzustellen! Zehn Minuten später sind Ihre E-Mails dann heruntergeladen. Wow - wir sind weit gekommen seitdem.

Während ich hier sitze, ohne Internet, fühlt sich die Welt plötzlich ganz anders an. Offenbar führt mein Internetanbieter gerade ‚Verbesserungen am Netz‘ durch. Bei mir hat es die Arbeit, die ich für heute geplant hatte, völlig zum Erliegen gebracht. Aber viel mehr als das, ich fühle mich ‚blind‘. Ich kann mich bei keinem System anmelden, und eventuelle Warnmeldungen kommen nicht durch. Ich kann mit meinen schematische Zeichnungen nicht weitermachen, weil sich das Paket in der Cloud befindet. Hier sitze ich also und schreibe, sozusagen, mit einem elektronischen Federkiel. Ich bin zurück im Mittelalter.

Ja, ich weiß, es gibt viele Möglichkeiten, das zu umgehen. Dummerweise habe ich gerade erst die zweite Internetleitung abbestellt, da sie im letzten Jahr kaum genutzt wurde. Ärgerlich! Im Regal steht ein 4G-Router, aber die 4G-Abdeckung ist hier schlecht bis gar nicht vorhanden. Für heute bin ich also wieder zurück in den 1980er Jahren. Vielleicht speichere ich dieses Dokument sogar auf Diskette.

Vorbereitet sein

Als KNX-Installateure sind wir bei unserer Arbeit zu einem großen Teil auf das Internet, Wi-Fi oder eine kabelgebundene Datenverbindung angewiesen. Und es ist sicherlich eine Überlegung wert, während der Planungsphase die Auswirkungen zu erörtern und zu verstehen, die ein Ausfall des Datennetzes oder des Internets auf die Häuser unserer Kunden haben könnte. Wenn die Leute ein paar Stunden lang nicht im Internet surfen können, ist das kein großes Problem. ABER, wenn sie ihr Zuhause nicht kontrollieren können, ist das schon etwas anderes.

Wie die meisten von uns bin ich ein Computerfreak, der diese neuen, glänzenden, schnelleren, eleganteren und mit zahllosen blauen LEDs ausgestatteten Geräte liebt. Ich bin aber auch ein großer Fan des KNX-Bus. Er arbeitet mit 9600 b/s so vor sich hin und tut, was er soll, ohne sich dabei von der Außenwelt stören zu lassen. Und genau hier liegt die Lösung. Der KNX-Bus ist so gut wie unzerstörbar und sollte im Hinblick auf die Kommunikation immer das Herzstück der Haussysteme sein.

Bei einem gut durchdachten System sollten sich z. B. der Raumtemperatursensor und der Thermostat zusammen mit den Heizungs-/Kühlungsreglern, Aktoren, Pumpen, Ventilen oder dem Regler des Klimageräts auf demselben KNX-Buskabelsegment befinden. Dadurch wird sichergestellt, dass bei anderen Kommunikationsproblemen die Klimasteuerung weiterhin wie gewohnt funktioniert.

Lebenswichtige Systeme

Die meisten Menschen ärgern sich zwar, wenn der Fernseher ein paar Stunden lang nicht funktioniert, aber das ist keine große Sache. Wenn aber die Heizung nicht mehr funktioniert und es draußen fünf Grad unter Null sind, kann man durchaus sagen, dass es sich um ein kritisches System handelt. Wenn wir die Kontrolle über Türen und Fenster haben, ist die Möglichkeit, sie jederzeit zu öffnen oder zu schließen ebenfalls unerlässlich. Das Designkonzept sollte also immer eine lokale Steuerung vorsehen, die nicht auf mehrere Kommunikationsebenen angewiesen ist.

Backup-Steuerung

Es gibt Situationen, in denen es unmöglich ist, eine Steuerung zu realisieren, ohne vom KNX-Bus zu IP und dann vielleicht zu Modbus oder BACnet überzugehen. In solchen Fällen ist ein Backup-Regler eine gute Idee, vielleicht unten im Technikraum oder in einem Schrank versteckt. Auch wenn wir z. B. mit einer AC-Schnittstelle über das Datennetz kommunizieren, ist diese zweifellos ebenfalls mit dem AC-Buskabel verbunden. Wenn wir also das Datennetz verlieren, kann der Kunde die Klimaanlage immer noch über seinen eigenen Kontrollbildschirm steuern. Ebenso kann es bei größeren Systemen sinnvoll sein, im Technikraum eine Handoff-Automatiksteuerung zu installieren.

Fazit

Den KNX-Bus gibt es schon lange und er ist nach wie vor eine der stabilsten Kommunikationsplattformen. Er leidet nicht unter Internetausfällen, Wi-Fi-Signalausfällen oder Störungen durch andere Geräte. Aber bei vielen von uns sind die Touchscreens, Telefon-Apps und Verbindungen mit Kontrollsystemen auf Kommunikationsplattformen angewiesen, über die wir kaum Kontrolle haben. KNX bildet das Rückgrat für die Wohnraumsysteme, und mit ein wenig kritischem Denken in der Designphase können wir die Auswirkungen minimieren, wenn andere Plattformen ausfallen. In 95 % der Fälle wird die Backup-Steuerung nicht benötigt, aber Sie werden froh sein, dass Sie sie empfohlen haben, wenn sie doch einmal gebraucht wird.

Simon Buddle, Dipl.-Ing. MIET ist Berater bei Future Ready Homes, einem Spezialisten für die Planung von BMS- und ELV-Servicesystemen.

www.futurereadyhomes.com

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